Im Wandel der Zeit
Eine unglaublich lange Zeit, in der Generationen von Mühlenbesitzern ihrer Berufung nachgehen. Viele, viele Jahre nach meinem Tod, genauer gesagt, Mitte des 17. Jahrhunderts, wird die Grundherrschaft durch die Ritter von und zu Absberg enden, nachdem der letzte Edelmann ohne männlichen Nachkommen verstirbt. Bis dahin wird der Deutsche Orden die Mühlen nach und nach aufgekauft haben, später gehen sie in Privateigentum über. Ich bin stolz darauf, dass meine Mühle über Jahrhunderte hinweg in der Familie bleiben wird. Ganz ähnlich sieht es zum Beispiel mit dem Geschlecht der Walthers auf der Hühnermühle aus. Andere Höfe hingegen werden verkauft – manchmal sogar an den nächsten Müller, wie 1900 die Griesmühle an den Birkenmüller. Die noch schönere Art der Verbindung zwischen zwei Mühlen ist aber, wie ich finde, die Hochzeit. So kommt es immer wieder vor, dass Brombachmüller untereinander heiraten. 1784 zum Beispiel der Beutelmüller Johann Stephan seine Barbara von der Scheermühle. Nach dem Tod seiner ersten Frau wird dieses neue Glück wieder Sonnenschein ins Mühlhaus bringen, davon bin ich überzeugt.
Aber nicht nur die Besitzverhältnisse, auch die Arbeitsprozesse entwickeln sich im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte kontinuierlich weiter. Wenn ich mir vorstelle, wie meine Nachfahren ihr Mehl mahlen werden, kann ich nur staunen. Wie viel leichter die Arbeit wird! So wie ich mit der Mühlenübernahme einige Neuerungen eingeführt habe, werden eben auch meine Enkel und Urenkel modernisieren und die Mühle immer wieder auf den neusten Stand der Technik bringen. Besonders beeindruckend finde ich dabei, dass wir irgendwann sogar Strom erzeugen können – auf meiner Mühle zum Beispiel Lichtstrom mittels Dynamo, ergänzend zum Mahlbetrieb. Andere Höfe, etwa die Sägmühle oder die Scheermühle, bauen irgendwann Turbinen und Generatoren ein. Und wieder andere, wie die Grafenmühle, geben die Nutzung der Wasserkraft komplett auf, weil sie mit den größeren, elektrisch betriebenen Mühlen nicht mehr konkurrieren können. Josef, der ich weiß nicht wievielte Ururenkel meiner Ururenkel, wird in den 1930ern nur noch für den Eigenbedarf schroten. Aber das ist in Ordnung. „Die Zeiten ändern sich“, hat schon mein Vater gesagt. Ein echtes Paradebeispiel für diesen Sinnspruch ist sicherlich der Wandel der Mühlstraße zwischen Gunzenhausen und Pleinfeld.